Das Projektthema 2019
"Life of Refugees in Host Communities: Reducing Inequalities and promoting peaceful and inclusive societies"
Nach UNHCR-Angaben leben weltweit ca. 75% der Flüchtlinge nicht in offiziellen Camps, sondern in ländlichen oder urbanen Regionen in privaten Unterkünften oder selbst organisierten Siedlungen. Die Versorgungs- und Schutzsituation der Flüchtlinge gestaltet sich dadurch anders als in Camps. Für beteiligte Organisationen ist es schwieriger ihre Zielgruppe zu erreichen und Kommunen sind verstärkt gefragt, sich der schutzsuchenden Bevölkerungsgruppe anzunehmen und Wege zu finden, sowohl die Interessen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und der Flüchtlinge zu berücksichtigen bzw. zu vereinbaren. Allerdings können eine konfliktbehaftete Auseinandersetzungen und ein fehlender Dialog zwischen Flüchtlingen und der Aufnahmegesellschaft/-gemeinschaft den – möglicherweise sowieso schon brüchigen – sozialen Zusammenhalt gefährden. Daher sind nachhaltige Handlungsstrategien auf wirtschaftlicher, politischer und sozialer Ebene erforderlich, um das Zusammenleben von einheimischen und migrierten Bevölkerungsgruppen so zu gestalten, dass es allseits akzeptiert wird.
Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen bieten hierfür einen Rahmen, der für die Bearbeitung der Themen genutzt werden soll. Eine Auseinandersetzung mit den SDGs im Fluchtkontext wird auch deshalb angestrebt, um sich über die Bedeutung und Relevanz dieser globalen Vereinbarung zur nachhaltigen Entwicklung unserer Welt für eine profilierte Soziale Arbeit in diesem Handlungsfeld auszutauschen.
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 2015 von der UN-Generalversammlung verabschiedet wurde, stellt insbesondere die Stärkung und Unterstützung schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen, u.a. Flüchtlinge, Binnenvertriebene und MigrantInnen, in den Fokus. In Bezug auf Migration betont die Erklärung das Potential der MigrantInnen, einen positiven Beitrag für nachhaltige Entwicklung zu leisten; dass alle, ungeachtet ihres Status, eine humane Behandlung und die Anerkennung ihrer Menschenrechte verdienen; und dass die Resilienz der Aufnahmegesellschaften gestärkt werden soll.
Im Projektjahr 2019 wird sich die Projektgruppe mit dem Ansatz des Community Development auseinandersetzen, das sowohl die Nöte, Interessen und Bedürfnisse von Geflüchteten als auch die der oftmals vernachlässigten Aufnahmekommunen in den Blick nimmt. Dabei wird untersucht, wie die Integration von Flüchtlingen außerhalb des Camp-Kontexts gestaltet werden muss, um das Potenzial zur Förderung gesellschaftlicher Kohäsion bei gleichzeitig individuell menschenwürdigem Leben zu nutzen. Verschiedene Ansätze, Erfolgsbedingungen und erforderliche Kompetenzen beteiligter Akteure werden analysiert. Geflüchtete sollen als aktive, selbstbestimme Akteure wahrgenommen und insbesondere deren individuellen und gemeinschaftlichen Handlungs- und Bewältigungsstrategien, wie zum Beispiel der Aufbau von Selbsthilfe- und Selbstverwaltungsstrukturen, betrachtet werden. Zudem sollen die Antworten und Strategien lokaler, nationaler und internationaler Akteure zur Unterstützung der Aufnahmegemeinschaften bei ihren Integrationsaufgaben analysiert werden. Interkulturelle und interreligiöse Aspekte für die praktische Arbeit in diesem Handlungsfeld werden einbezogen. Die Rolle der akademisierten Sozialen Arbeit in diesem Handlungsfeld wird herausgearbeitet.
Dies geschieht mit Blick auf die Sustainable Development Goals (SDGs) 10 „Ungleichheiten verringern“ und 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“. SDG Nr. 10 benennt als Ziel, die Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern. Bis 2030 sollen alle Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Behinderung, Rasse, Ethnizität, Herkunft, Religion, wirtschaftlichem oder sonstigem Status zur Selbstbestimmung befähigt und ihre soziale, wirtschaftliche und politische Inklusion gefördert werden (10.2). Namentlich soll eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration und Mobilität von Menschen erleichtert werde; dies soll unter anderem durch die Anwendung einer planvollen und gut gesteuerten Migrationspolitik (10.7) geschehen. Das SDG 16 widmet sich der Förderung friedlicher und inklusiver Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung, die allen Menschen Zugang zur Justiz und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen ermöglichen.
Dabei werden die Teilnehmenden folgende Aspekte bearbeiten:
- Community development and conflict transformation to foster social cohesion
- Agency of refugees in host communities
- International, national and local response for refugees in the host communities